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Ist islamischer Religionsunterricht ein Mittel der Integration? Ein Plädoyer für mehr Laizität und einen verpflichtenden Unterricht zu den Weltreligionen

In keinem Bundesland sind die für den Religionsunterricht vorgesehenen Kooperationspartner bislang dadurch aufgefallen, dass sie einen modernen textkritischen Islam vertreten, wie er teilweise bereits an den Universitäten gelehrt wird. Im Gegenteil: Als der in Münster lehrende Professor Mouhanad Khorchide die Liebe Gottes in den Mittelpunkt seiner zeitgemäßen Religionsauslegung stellte, beschuldigte man ihn der Häresie. Mit Recht wird daher befürchtet, dass es in staatlichen Schulen zu einer Einflussnahme durch Organisationen kommt, die eher durch ihre Wagenburgmentalität, einen halsstarrigen Fundamentalismus und die weitgehende Ablehnung von Integration aufgefallen sind.

Liberale muslimische Intellektuelle wie Seyran Ates, Ahmad Mansour, Lale Akgün, Hamed Abdel-Samad und Necla Kelek sehen in der Fokussierung auf Religion ohnehin einen falschen Ansatz. Sie fürchten, dass demokratische Rechte durch islamistische Akteure in Gefahr geraten. Schon jetzt nähme der Druck auf Mädchen und junge Frauen aus muslimischen Familien zu, würden patriarchalische Normen als gottgewollt durchgesetzt, finde religiöses Mobbing in Schulen statt. Deshalb wünschen sie sich von der Politik mehr Laizität und in der Schule einen verpflichtenden Ethikunterricht, in dem alle Weltreligionen ebenso wie weltliche Philosophien unterrichtet werden.

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